„Die verstorbenen Kinder, ihre Mütter und Väter, alle um diese Kinder Trauernden brauchen einen Ort“, sagt Betina Praßler-Kröncke, Pastorin an der Elisabethkirche, die die Grabstätte „Garten der Sternenkinder“ 2011 gemeinsam mit den Langenhagener Bestattungsinstituten, Steinmetzen und Friedhofsgärtnereien ins Leben rief.
Von Beginn an wurden die Leistungen im Rahmen der Bestattung wie auch die Pflege des Gartens der Sternenkinder von den beteiligten Firmen großenteils unentgeltlich ausgeführt. Wo dies nicht möglich ist, leistet die Langenhagener Stiftung Sternenkinder finanzielle Unterstützung. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir bei diesem wichtigen Projekt die Stiftung an unserer Seite haben“, sagt Praßler-Kröncke. „Sie leistet nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern bringt sich auch mit Ideen und Vorschlägen ein.“ In diesem Frühjahr feiert die Stiftung Sternenkinder ihr zehnjähriges Bestehen.
Die Trauerfeier in der Kapelle des Kirchenfriedhofs mit anschließender Beisetzung im Garten der Sternenkinder wird von Pastor Rainer Müller-Jödicke aus Engelbostel begleitet. Alle, die kürzlich oder vor längerer Zeit ein Sternenkind verloren haben oder der sich den Sternenkindern verbunden fühlen, sind herzlich eingeladen.
"Gott nennt sie alle mit Namen"
Garten der Sternenkinder ist ein geschützter Ort für die Trauer
Wenn Eltern während einer Schwangerschaft erfahren, dass ihr ungeborenes Kind nicht mehr lebt oder außerhalb des Mutterleibes nicht überleben kann, ist das fast immer ein Schock: Eben noch freuten sie sich auf ein neues Leben, nun erleben sie stattdessen den Tod hautnah. Oft sind Betroffene selbst überrascht von der nach einer Fehlgeburt zum Teil heftigen Trauer, die überdies schwer mit anderen zu teilen ist – gerade in den frühen Schwangerschaftswochen ist das heranwachsende Leben für Freunde und Familie noch wenig real.
Trotz aller medizinischen Vorsorge sind in Deutschland Fehlgeburten keine Seltenheit: Bis zu 20 Prozent aller festgestellten Schwangerschaften enden vorzeitig mit dem Verlust des Kindes. Immer wieder werden Eltern auch im Rahmen der Pränataldiagnostik mit der Botschaft konfrontiert, dass ihr Kind mehrfach behindert oder nicht lebensfähig sein wird. Wer sich daraufhin für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheidet, hat oft im Nachhinein neben der Trauer mit Schuldgefühlen zu kämpfen. Und auch dann, wenn eine Frau sich aus persönlichen Gründen für einen Schwangerschaftsabbruch entscheidet, wird diese Entscheidung immer ein Teil ihres Lebens bleiben. „Viele versuchen, dies zu verdrängen – so weit wie möglich, manchmal aber nicht weit genug“, sagt Pastorin Bettina Praßler-Kröncke aus der Langenhagener Elisabeth-Kirchengemeinde. „Dann kommen die Trauer und die Fragen nach diesem Kind Jahre später wieder ins Bewusstsein zurück.“
Allen Betroffenen gemeinsam ist, dass sie in ihrer Trauer oft allein bleiben – im Gegensatz zu hilfreichen Trauerritualen nach dem Verlust eines nahestehenden Menschen existieren kaum sozial anerkannte Verhaltensweisen für die Bewältigung früher Schwangerschaftsverluste. „Vor diesem Hintergrund ist es uns ein Anliegen, mit dem ‚Garten der Sternenkinder‘ auf unserem Kirchenfriedhof betroffenen Müttern und Vätern einen geschützten Ort für ihre Trauer und ihren Schmerz zu geben. Dies soll ein Ort sein, an dem sie ihren Verlust verarbeiten und bewältigen können“, so Praßler-Kröncke.
Diesem Ziel dienen auch die Trauergottesdienste mit anschließender Beisetzung im Garten der Sternenkinder, die jeweils am letzten Freitag im April und im September stattfinden. Pastorinnen und Pastoren aus den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden in Langenhagen möchten betroffenen Eltern damit ein Ritual anbieten, mit dem sie bewusst von ihrem Kind Abschied nehmen können. „Ein solcher Abschied bedeutet, das verstorbene Kind loszulassen und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass es dadurch nicht verloren geht“, sagt die Pastorin. „Deshalb können Eltern auch einen persönlichen Erinnerungsstein für ihr Kind gestalten und ihn im Garten der Sternenkinder einfügen.“
Über ein kostenfreies Angebot für betroffene Eltern hinaus geht es allen Beteiligten auch darum, ein klares Zeichen für einen würdigen Umgang mit nicht bestattungspflichtigen Föten zu setzen. „Gott zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen“ – so sagt es Bettina Praßler-Kröncke mit Worten aus dem Psalm 147.